Brauchen wir diesen Tag noch?
Ich habe die Geschichte des Tags der Arbeit bei Wikipedia nachgeschlagen. Mehr als hundert Jahre lang wurde dafür gekämpft, den Achtstundentag zu ermöglichen und andere Formen der Ausbeutung zu bekämpfen. Das ist inzwischen recht gut gelungen, aber die bestehenden wirtschaftlichen Strukturen stehen unter Druck. Immer mehr Arbeitsplätze werden automatisiert, Reichtum ist sehr ungleich verteilt. Ich vermute, dass viele Menschen innerhalb einer Generation froh sein können, einen Job zu haben. Man kann bereits über Regierungen lesen, die über ein Grundeinkommen sprechen. Aber wo liegt die Macht? Ich bezweifle, dass sie bei den Regierungen liegen wird. Die multinationalen Konzerne besitzen jetzt schon viel mehr Geld als die Länder, in denen sie ansässig sind.
Bei Payt haben wir von Anfang an Miteigentum gefördert. So ist jedes Teammitglied nicht einfach nur eine austauschbare Arbeitskraft, denn das sind wir alle, sondern besitzt auch einen Teil unserer Geschichte und DNA. Bei meinen Kindern wird mir oft bewusst, dass ich mehr Begleiter und Zuschauer bin. Aber unser gemeinsames Kind Payt können wir so formen, wie wir es für das Beste halten. Das gibt viel Befriedigung und lässt die Arbeit weniger als Arbeit erscheinen.
Stichwort: Arbeitszeiten, denn darum ging es am 1. Mai vor allem. Wir haben bei Payt eingeführt, dass die Menschen ihre Arbeitszeiten selbst bestimmen müssen. Natürlich innerhalb von Bandbreiten, denn der Service-Desk muss natürlich innerhalb des Servicefensters geöffnet sein. Aber mitten am Tag Sport treiben oder später anfangen, weil man noch etwas erledigen muss, ist alles möglich. Man bekommt Freiheit und damit Verantwortung, seinen Tag selbst zu gestalten. Dadurch sind unsere Mitarbeiter energiegeladen und kreativ, und die Stunde, die man tagsüber verpasst hat, holt man beispielsweise abends nach.
Das Zweite ist, dass die Gestaltung der Arbeitswoche, der freien Tage und der Urlaube von den Mitarbeitern selbst geregelt werden muss. Da setzen wir wirklich keinen Chef drauf. Und ich muss zugeben, dass das manchmal schiefgegangen ist. Aber das Problem ließ sich einfach lösen. Deshalb bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Abteilungsleiter mehr Schaden als Nutzen anrichten und zudem sehr viel Geld kosten.
Fehlt uns noch etwas? Ich denke schon. Wir können noch viel mehr für die Umwelt und unsere Mitmenschen tun. Ein Beispiel, mit dem wir gerade begonnen haben, ist, einen Teil unseres Umsatzes an die Hilfsorganisation „Dokters van de Wereld“ (Ärzte der Welt) zu spenden. Es ist wunderbar, damit einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.